Donnerstag, 18. Oktober 2007
Ein Kampf ums Tor
Herzlichen Dank für diesen herzigen Artikel aus der Berliner Zeitung an Frau trampadoo.


TORHÜTER
Ach, Jens

Andreas Lesch

Endlich, liebe Freunde der gepflegten Zankerei, hat das Leben wieder einen Sinn. Oliver Kahn und Jens Lehmann, die zwei wohl größten Charakterdarsteller unserer Zeit, beenden ihre schöpferische Pause und entzücken uns mit der Fortsetzung ihres Welterfolgs. Zur Aufführung kommt das großartige Stück: Es kann nur einen geben 2.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Vor der WM 2006 haben Kahn und Lehmann darum gestritten, wer das Tor der Fußball-Nationalelf bewachen darf. Nun, da Lehmann dieses Duell längst für sich entschieden hat, setzen die Rivalen ihre Fehde fort. Sie ringen nicht mehr um die Frage, wer die prächtigeren Paraden beherrscht, sondern darum, wer am stinkigsten sticheln kann. Erst hat Kahn bezweifelt, dass es eine Torhüter-Ära wie bei Sepp Maier, Toni Schumacher, Bodo Illgner oder ihm selbst in der deutschen Mannschaft je wieder geben wird. Dann hat Lehmann gekontert, Kahn nehme sich halt manchmal gern wichtig. Nun wirft Kahn wiederum Lehmann Stillosigkeit vor und rät ihm, dankbar zu sein dafür, dass er in der Nationalmannschaft überhaupt spielen darf - obwohl er beim FC Arsenal zurzeit nur Ersatzmann ist. (Anm. d. kis.: Das ist schlecht informiert und total unwahr.)

Es trifft sich, dass Bundestrainer Joachim Löw soeben angedeutet hat, bis zum Dezember müsse Lehmann in seinem Klub wieder die Nummer 1 sein, sonst sei seine Position im Nationalteam nicht mehr sicher. Wie aufregend wäre es, wenn Lehmann die Vorgabe nicht erfüllt - und im nächsten Sommer neben Kahn auf einer EM-Tribüne hockt! Dann ginge der Spaß erst richtig los: Kahn beschimpft Lehmann fließend auf Japanisch. Lehmann grölt Kahn schmutzige Lieder ins Ohr, die er in der Arsenal-Kabine gelernt hat. Kahn fragt Lehmann, was er von der Rente mit 38 hält. Lehmann schweigt und denkt nur: Rensing. Aber dann, als beide schon die Fäuste in den Taschen ballen, muss Kahn plötzlich an die WM denken und an den Moment, in dem er Lehmann Mut zusprach, im Viertelfinale, vor dem Elfmeterschießen. Er wird ganz sanft, sein Blick verklärt sich, er seufzt: Ach, Jens, wollen wir nicht endgültig Frieden schließen? Und Lehmann haucht: Ja.

Und dann ist Schluss.

Berliner Zeitung, 12.10.2007

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Der Artikel veliert gar nichts, egal wie oft ich ihn lese.

Und sich Lehmann beim 'Ja' hauchen vorstellen (auch wenn der Kahn in meiner Vorstellung da eher keine Rolle spielt :-)) klingt doch nach einer netten Freizeitbeschäftigung, nicht? *g*

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Mich würden vor allem die schmutzigen Lieder interessieren :D

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Stimmt. Das würde mich auch interessieren.

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